Der Bericht der Verwaltung dient zur Kenntnis.
1.
Vorbemerkung
Der
Wirtschaftsstandort Erlangen hat sich in den letzten Jahren äußerst erfreulich
entwickelt. Mit
3,8 % (Oktober 2010) hat Erlangen nicht nur die geringste Arbeitslosenquote
unter allen deutschen Großstädten, sondern inzwischen auch einen historischen
Höchststand bei der Beschäftigung
erreicht. Mit 81.749 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (Stand
31.03.2010) wurde trotz
Wirtschafts- und Finanzkrise ein neuer Spitzenwert erreicht. Rechnet man die
Beamten, Selbst-
ständigen und mithelfenden Familienmitglieder hinzu, haben wir inzwischen rund
96.000 Erwerbs-tätige (bei ca. 105.000 Einwohnern) in unserer Stadt. Seit 1996
konnte die Zahl der Arbeitsplätze
damit im Durchschnitt um jährlich rund 1.000 gesteigert werden.
Erlangens Bedeutung als Arbeitsmarktzentrum für die gesamte Region ist damit
nicht nur weiter
gewachsen, sondern stößt inzwischen an seine Grenzen. Eine geringe Anzahl an
verfügbaren
Gewerbegrundstücken steht einer großen Nachfrage nach Flächen gegenüber. Es ist
daher zu
befürchten, dass selbst ortsansässige Unternehmen abwandern, da sie ihren
Flächenbedarf in
Erlangen nicht mehr sicherstellen können.
Vor
diesem Hintergrund informiert das Wirtschaftsreferat über das aktuelle Angebot
gewerblicher Baugrundstücke und die entsprechende Nachfrage von Unternehmen,
die durch die sich erholende Wirtschaft stark zunimmt. Einer Vielzahl von
Interessenten kann derzeit kein adäquates Angebot
mehr unterbreitet werden. Der Aufbau weiterer Arbeitsplätze in unserer Stadt
wird dadurch zumindest erschwert. Die Dramatik der Lage wird auch daran
deutlich, dass aufgrund unzureichender Expan-sionsmöglichkeiten Bestandsunternehmen
bereits in den Nachbarstädten nach Flächen bzw.
Bestandsobjekten nachfragen.
2.
Angebot an Gewerbegrundstücken
Wirtschaftsförderung
und Liegenschaftsamt bieten sowohl städtische als auch private Gewerbegrundstücke
an, soweit die Eigentümer Verkaufsbereitschaft signalisieren. Insbesondere bei
den
privaten Anbietern ist vor dem Hintergrund der Finanzmarktkrise und der damit verbundenen
Sorge um eine schwindende Geldwertstabilität sowie aus steuerlichen Aspekten
festzustellen, dass bisher dem Markt angebotene Flächen zurückgezogen werden.
Nachfolgend wird das aktuelle Angebot an verfügbaren Flächen - getrennt nach
städtischen und privaten Gewerbegrundstücken - aufgezeigt:
2.1
Städtische
Gewerbegrundstücke (nach Stadtteilen geordnet)
Es
sind derzeit lediglich 6
Gewerbegrundstücke mit einer Gesamtfläche von ca. 28.000 qm verfügbar, die im Eigentum der Stadt Erlangen stehen.
Die
nachfolgende Tabelle zeigt, dass bei drei Grundstücken bereits sehr konkrete
Gespräche mit
Interessenten geführt werden.
Stadtteil |
Größe
in qm |
Lage |
Flst.
Nr. |
Bemerkungen |
|
|
|
|
|
Dechsendorf |
4.082 |
Heusteg |
775/13 |
Derzeit laufen Verhandlungen mit einem bereits ortsan-sässigen
Unternehmen, das dringend ein Gewerbegrundstück benötigt. Auf Bitte des
Interessenten werden die Verkaufsverhandlungen Anfang 2011 fortgesetzt. Der
aktuelle Auftragsbestand erfordert eine Konzentration auf das Kerngeschäft.
Für die Fläche interessiert sich auch noch ein ortsansässiges Unternehmen aus
der Medizintechnik. |
Eltersdorf |
4.782 |
Weinstraße |
881 |
Es wird derzeit bereits über einen Verkauf mit einem |
Frauenaurach |
2.081 |
Neuenweiherstraße |
219 |
Es wird derzeit bereits über einen Verkauf mit einem nicht |
Frauenaurach |
5.000 |
Neuenweiherstraße |
226 |
Das Grundstück liegt im Eingangsbereich der Neuen-weiherstraße
und in Nachbarschaft zur Kompostierungsanlage der Stadt Erlangen. Die
Standortnachteile dieser |
Frauenaurach |
7.100 |
Willi-Grasser-Straße |
264 |
Das Grundstück ist derzeit verpachtet und aufgrund der Lage
direkt an der Autobahn (Bauverbotszone) sowie des Zuschnittes nur sehr
eingeschränkt baulich nutzbar. |
Tennenlohe |
5.060 |
Wetterkreuz/Am Wolfsmantel |
382 |
Die Fläche ist die einzige Grundstücksoption, die die Stadt
Erlangen möglichen „Hightech-Unternehmen“ noch bieten kann und gilt daher
bereits als Filetstück im städtischen Angebot. |
Gesamtfläche: |
28.105 |
|
|
|
2.2
Private
Gewerbegrundstücke (unbebaute Flächen ohne Bestandsobjekte)
Es
werden derzeit 10 Gewerbegrundstücke
mit einer Gesamtfläche von 46.485 qm
angeboten.
Für folgende Flächen haben die Grundstückseigentümer ihre grundsätzliche
Verkaufsbereitschaft signalisiert (nach Stadtteilen geordnet):
Stadtteil |
Größe in qm |
Lage |
Bemerkungen |
|
|
|
|
Büchenbach |
1.854 |
Gundstraße |
|
Büchenbach |
15.000 |
Frauenauracher Straße |
|
Büchenbach |
4.100 |
Ulrich-Schalk-Straße |
|
Dechsendorf |
1.863 |
Heusteg |
|
Eltersdorf |
8.400 |
Weidenweg |
Eigentümer verhandelt bereits mit mehreren
Interessenten. |
Eltersdorf |
2.500 |
Weinstraße |
|
Eltersdorf |
2.394 |
Langenaustraße |
Eigentümer steht in sehr konkreten
Verkaufsverhandlungen mit einer ortsansässigen Firma. |
Frauenaurach |
6.469 |
Neuenweiherstraße |
Das Grundstück hat 10.629 qm, davon sind aber
4.160 qm nicht bebaubar. Festsetzung im BPlan als Grün/Lärmschutzwall. |
Frauenaurach |
2.205 |
Willi-Grasser-Straße |
Eigentümer steht in konkreten
Verkaufsverhandlungen mit einer nicht ortsansässigen Firma. |
Frauenaurach |
1.700 |
Willi-Grasser-Straße |
Das Grundstück ist derzeit verpachtet. |
|
|
|
|
Gesamtfläche: |
46.485 |
|
|
|
|
|
|
Weitere Flächen |
|
|
|
Erlangen- |
15.000 |
Nägelsbachstr.
(Gossen) |
Aufgrund
Bodenrichtwert von 675,00 €/qm für „normales“ Gewerbe nicht darstellbar;
Teilfläche für Standort Landratsamt vorgesehen. |
Erlangen- |
23.000 |
Nägelsbachstraße |
Aufgrund
Bodenrichtwert von 675,00 €/qm für „normales“ Gewerbe nicht darstellbar,
aktuell als Parkplatz genutzt. Der nächste Schritt wäre die Erarbeitung eines
Gesamtkonzept zur Entwicklung des Areals. |
|
|
|
|
Gesamtfläche: |
38.000 |
|
|
Anmerkung:
In der o.g. Aufstellung sind
nur Flächen benannt, die dem Markt auch tatsächlich zur Verfügung stehen. Nicht
enthalten sind Flächen, deren Eigentümer nicht verkaufsbereit sind (z. B.
ortsansässige Landwirte), die optioniert sind oder deren Eigentümer selbst als
Investoren auftreten wollen.
3. Nachfrage
nach Gewerbegrundstücken
Eine
Vielzahl von Unternehmen sucht derzeit gewerbliche Baugrundstücke in Erlangen.
Die Auflistung der Unternehmen erfolgt im nichtöffentlichen Teil.
Dabei werden nur die Branchen und nicht die
Namen
der Unternehmen benannt, da den Firmeninhabern bzw. Geschäftsführern absolute
Vertraulichkeit zugesichert wurde.
4. Fazit
Die
Nachfrage nach Gewerbegrundstücken in Erlangen übersteigt bei Weitem das
derzeit vorhandene Angebot. Die verfügbaren Flächen reichen bereits nicht mehr
aus, um selbst Bestandsunternehmen zu sichern.
Selbst
bei umgehenden positivem Beschluss zum G 6 und der damit verbundenen
Entwicklungszeit können dort Gewerbegrundstücke erst ab 2013/14 angeboten
werden. Es steht deshalb zu befürchten, dass es bereits ab Mitte 2011 keine
Grundstücksangebote mehr für interessierte Firmen gibt. Abwanderungen von
ortsansässigen Unternehmen wäre die stark zu befürchtende Folge – unab-hängig
des weiteren Fortgangs um die G 6-Diskussion.
Die
Ausweisung bzw. Entwicklung zusätzlicher Gewerbegebiete ist daher dringend
notwendig, um
weitere zukunftsfähige Arbeitsplätze in Erlangen anzusiedeln. Im Vergleich zu
anderen Standorten
hat Erlangen beste Zukunftsaussichten, die es zu nutzen gilt. Aktuelle Rankings
belegen dies
eindrucksvoll.
Erlangen
ist bei Technologie und Talenten einsame Spitze. So hat das Mühlheimer
Beratungsunternehmen Agiplan die ökonomischen Zukunftschancen aller 413
kreisfreien Städte und Landkreise
untersucht.
Erlangen ist danach der vielversprechendste Wirtschaftsstandort der Republik
und liegt beim Standortranking an erster Stelle, bei Technologie- und
Talentindex sogar mit großem Abstand vor München,
Stuttgart, Darmstadt, Heidelberg und Berlin.
Auch
die aktuelle Prognos-Studie, die im Auftrag des Handelsblattes erstellt wurde,
bescheinigt
Erlangen „Top-Zukunftschancen“. Mit dem vor wenigen Tagen erschienenen
Zukunftsatlas 2010 hat das Schweizer Wirtschafts- und Forschungsinstitut seine
Standortvergleiche aktualisiert und Erlangen an dritter Stelle unter allen
Städten und Kreisen platziert. Lediglich Stadt und Landkreis München
werden noch bessere Zukunftsaussichten prognostiziert. Nach dem 7. Platz im
Jahr 2004 und dem
4. Platz im Jahr 2007 konnte sich unser Wirtschaftsstandort nochmals
verbessern. Die darin liegenden großen Chancen gilt es im Interesse unserer
Bürgerinnen und Bürger zu nutzen.
Die
Bereitstellung von Gewerbeflächen stellt eine zwingende Notwendigkeit dar,
damit Bestands-unternehmen expandieren und interessierte Firmen sich ansiedeln
können. Dabei ist darauf zu
achten, dass das Flächenangebot nicht nur ausreichend ist, sondern hinsichtlich
Lage, Größe,
Zuschnitt, Zeitpunkt und Branche auch den Bedürfnissen der Unternehmen
entsprechen sollte. Vor diesem Hintergrund wäre das Gewerbegebiet G 6 nur für
einen Teil der Unternehmen vorstellbar
(z.B. mit Büronutzung, Hightech-Unternehmen etc). Produzierende Unternehmen
bzw. Handwerks-betriebe o.ä. würden dagegen z.B. eher am Geisberg einen neuen
Standort finden.